Interview mit Disziplinkoordinatorin Philine Ganders-Meyer über die Entwicklungen in der Vielseitigkeit

Warendorf. Wenn die Tage kürzer werden, geht auch die Vielseitigkeitssaison zu Ende. Das ist die Zeit, in der die sogenannte Task Force Sicherheit Vielseitigkeit zusammenkommt. Eine Gruppe aus Parcourschefs, Bundestrainern, Medizinern, Tiermedizinern Hindernisbauern, Tüftlern und Wissenschaftlern. Ihr Projekt: „Mit Sicherheit besser reiten“. Seit fünf Jahren kommt die Gruppe zusammen und ist Teil des gleichnamigen Projekts, das die Deutsche Reiterliche Vereinigung und die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport vor fünf Jahren initiiert haben. Ein Anlass, mit Projektleiterin Philine Ganders-Meyer ein Fazit zu ziehen.

Frau Ganders-Meyer, vor fünf Jahren haben die FN und die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport das Projekt „Mit SICHERHEIT besser reiten“ ins Leben gerufen. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Entwicklung seitdem?

Philine Ganders-Meyer: Es hat ein Umdenken in der Vielseitigkeit gegeben, das ist wohl der wichtigste Meilenstein. Deformierbare Systeme haben sich durchgesetzt, sie sind akzeptiert. Veranstalter, Parcourschefs, Technische Delegierte, Richter und Reiter haben gesehen, dass sich unser Sport weiterentwickeln muss und stehen dahinter. In den vergangenen fünf Jahren hat sich eine richtige Begeisterung für das Thema Sicherheit entfaltet. Das ist gerade erst wieder bei unserer Task Force deutlich geworden. Dort sind zum Beispiel Hindernis-Entwickler zusammen gekommen, die nur so sprühen vor Ideen, sich ständig austauschen, Hindernisse entwickeln und Systeme erforschen.

Was hat das von Ihnen beschriebene Umdenken in der Vielseitigkeit beeinflusst?

Der tragische Unfall von Benjamin Winter hat aufgerüttelt, es hat einen großen Ruck in der gesamten Szene gegeben. Seitdem ist unheimlich viel passiert. Nicht nur die deformierbaren Hindernisse sind akzeptiert, auch der Geländeaufbau hat sich verändert. Alle Strecken werden noch sorgfältiger durchdacht, fachmännischer und professioneller aufgebaut.

Wie haben Sie im Rahmen des Projekts versucht, Einfluss auf die nationalen Vielseitigkeitsturniere zu nehmen und hier für mehr Sicherheit zu sorgen?

Gerade erst haben wir zum Beispiel eine Broschüre für Parcourschefs, Turnierfachleute und Veranstalter veröffentlicht, rund um den sicheren Geländeaufbau. Es wurde eine App herausgebracht, mit der sich Hindernisrichter weiterbilden können. Deutschlandweit sind außerdem in den vergangenen fünf Jahren 150 Veranstaltungsorte mit 570 MiM-Systemen ausgestattet worden. Die Veranstalter können die Systeme dank der Unterstützung durch die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport kostenlos bestellen. Das war ein entscheidender Faktor und hat einen großen Einfluss auf die nationale Entwicklung gehabt. Organisatoren von Vielseitigkeitsturnieren sind Idealisten, Geld kann damit nicht verdient werden. Natürlich ist es dann ein Riesenunterschied, wenn die Veranstalter nicht selbst Geld in die Hand nehmen müssen, um deformierbare Systeme zu bekommen, sondern dass die Systeme zur Verfügung gestellt werden

Vieles ist passiert, aber sicher gibt es noch Einiges zu tun – was steht für 2019 auf dem Plan?

Der nächste Schritt in Sachen Geländeaufbau ist die Verbreitung von deformierbaren Tischen. Bisher hat es vermehrt Steilsprünge oder Oxer mit MiM-Systemen gegeben, weil Tische anspruchsvoller zu konstruieren sind und manche Veranstalter daher noch zurückhaltend waren. Die Tische sollen deutschlandweit regional verteilt und Veranstaltern leihweise zur Verfügung gestellt werden. Außerdem soll weiter wissenschaftlich an verschiedenen Hindernissen geforscht werden. Gerd Haiber, der leider in diesem Jahr verstorben ist, hatte ein Test-und Prüfsystem dafür initiiert. Professor Antje Katona von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg wird die Forschungen weiterführen und ausbauen. Unser Ziel ist es, Einfluss auf die Mindestwerte zu nehmen, die die FEI für das Auslösen von deformierbaren Hindernissen vorschreibt. Denn noch sind international nur zwei Hindernistypen offiziell zugelassen, während wir in Deutschland im nationalen Sport dank unserer Forschung viel fortschrittlicher sind. Hier gibt es Verbesserungsbedarf und mit wissenschaftlich belegten Zahlen hoffen wir, noch mehr Systeme zur Zulassung zu bringen. Je mehr Systeme wir einsetzen, desto besser. Ein deformierbares System macht schließlich keinen Sprung gefährlicher, sondern kann es im Falle eines nicht immer ganz vermeidbaren Reiter- oder Pferdefehlers sicherer machen.

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