Sportchef Dr. Dennis Peiler blickt im Interview zurück auf ein besonderes Jahr und gibt einen Ausblick auf 2021

Gut vier Jahre sind vergangen, seit das Deutsche Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR) die DOKR-Trainerakademie ins Leben gerufen hat. Ziel ist es, durch Praxis-Workshops, Trainer-Patenschaften, Seminarangebote und innovative Modelle der Trainerbildung engagierte Trainer im Spitzen- und im Nachwuchsleistungssport zu fördern, neue zu gewinnen und den Pool an Top-Trainern wieder zu vergrößern. Seit Beginn der Maßnahmen 2017 haben die Projektverantwortlichen in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden, den DOKR-Disziplinkoordinatoren und den Bundestrainern eine Datenbank von 564 Trainern aufgebaut, von denen insgesamt bis zu 300 Personen die Weiterbildungsangebote regelmäßig wahrnehmen.

2020 hat die Coronavirus-Pandemie auch Auswirkungen auf die Maßnahmen der DOKR-Trainerakademie gehabt. Sportchef Dr. Dennis Peiler blickt im Interview zurück auf ein besonderes Jahr und gibt einen Ausblick auf 2021.

Dr. Peiler, seit Anfang des Jahres hat der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Welches Fazit ziehen Sie nach einem so herausfordernden Jahr, wie wir es 2020 erlebt haben für das Förderprojekt „DOKR-Trainerakademie“?

Dr. Dennis Peiler: „Richtig, auch die DOKR-Trainerakademie stand 2020 maßgeblich unter dem Einfluss der Coronavirus-Pandemie. Wir haben im Januar und Februar noch zwei Praxis-Workshops mit Rhetorik-Coach Dr. Michael Welke durchgeführt, bevor wir aufgrund des Ausbruchs der Pandemie gezwungen waren, die nächsten geplanten Workshops und Seminare abzusagen. Umso erfreulicher war es, dass sich die Situation im Spätsommer ein bisschen entspannte und es uns gelungen ist, unseren vierten DOKR-Trainerkongress Anfang Oktober als Präsenzveranstaltung durchzuführen. Das war alles andere als erwartet und ein echter Lichtblick in der Pandemie. Wir sind der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport sehr dankbar für ihre Unterstützung und das Vertrauen, diese Veranstaltung durchzuführen.“

Der DOKR-Trainerkongress findet im Rahmen der DOKR-Trainerakademie alle zwei Jahre statt. Dieses Jahr unter der Überschrift: „Der Trainer als Wegbereiter – Training und Coaching im Pferdesport als Führungsaufgabe“. Das Podium war nochmal hochkarätiger besetzt als bei vergangenen Veranstaltungen. Was war für Sie das Besondere am DOKR-Trainerkongress 2020?

Dr. Peiler: „Das Podium war tatsächlich zum einen mit tollen Gästen, zum anderen aber auch mit zahlenmäßig deutlich mehr Referenten als in den vorigen Jahren besetzt. Angefangen beim ehemaligen Weltklasse-Hockeytrainer und Führungsexperten Bernhard Peters über den Sportler des Jahres 2019, Niklas Kaul und seiner Mutter, die ihn trainiert. Bis zu Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke, die erst kürzlich von der FEI zur Sportlerin des Jahrzehnts gekürt worden ist. Dank der Abwechslung von Trainern und Aktiven im Pferdesport sowie einem Blick über den Tellerrand in andere Sportarten, hat jeder Teilnehmer die Chance gehabt, etwas für sich und seine Arbeit mitzunehmen. Ganz besonders gefreut habe ich mich aber über die gute Resonanz. Trotz aller Umstände haben sich über 200 Personen zu uns nach Warendorf auf den Weg gemacht. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zeigt uns aber, dass der Wunsch der Trainer nach dieser Austausch- und Weiterbildungsmöglichkeit vorhanden ist. Möglich war die Veranstaltung dank eines ausgereiften Hygienekonzepts in das Organisator Kai Vorberg und sein Team mindestens so viel Arbeit wie in die inhaltliche Ausgestaltung der Veranstaltung gesteckt haben.“

Die Maßnahmen der DOKR-Trainerakademie gehen 2021 ins fünfte Jahr. Welche Entwicklung sehen Sie seit der Initiierung des Projekts?

Dr. Peiler: „Die DOKR-Trainerakademie ist als zartes Pflänzchen gestartet, das sich mehr und mehr entwickelt. Angefangen hat alles im Rahmen des ersten DOKR-Trainerkongresses 2014. Der interdisziplinäre Kongress, und der damit verbundene Austausch von Trainern im Spitzen- und Nachwuchsleistungssport ist als sehr wertvoll empfunden worden. Mehr noch: Der Bedarf nach mehr Austausch und Fortbildung war groß. 2017 haben wir die DOKR-Trainerakademie ins Leben gerufen mit dem Ziel unseren Pool an Top-Trainern zu vergrößern und ein Netzwerk zu schaffen. Über die Jahre haben wir unterschiedliche Praxis-Workshops, Seminare und Formate angeboten, analysiert, was kommt gut an, was nicht und das Projekt weiterentwickelt, so dass die DOKR-Trainerakademie heute mehr und mehr an Profil gewonnen hat. Die stetig wachsende Nachfrage zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Wenn wir einen Blick in die Zukunft der DOKR-Trainerakademie werfen, wo soll es hingehen?

Dr. Peiler: „Top-Trainer sind rar. Das gilt für unseren Spitzensport ebenso wie für unseren Nachwuchsleistungssport und auch für die Basis. Es ist deshalb unser Ziel, die Maßnahmen der DOKR-Trainerakademie als ständigen Wegbegleiter für Deutschlands aktuelle und werdende Top-Trainer zu etablieren. Trainer sind Führungspersönlichkeiten und es ist unsere Aufgabe, ein entsprechendes Fort- und Weiterbildungsangebot zu schaffen sowie ein Netzwerk aufzubauen. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass uns der Generationswechsel gelingen muss. Dass wir das wertvolle Wissen der erfahrenen Trainer an die neuen Ausbilder weitergeben. Das gelingt uns zum Beispiel schon sehr gut mit unseren Trainer-Patenschaften.“

Welche konkreten Maßnahmen sind im Rahmen der DOKR-Trainerakademie für 2021 geplant?

Dr. Peiler: „Es wird in 2021 noch nicht so mit Präsenzveranstaltungen weitergehen können, wie wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind. Daher soll auch ein besonderes Augenmerk auf den Möglichkeiten und Chancen der digitalen Verbreitung von Inhalten liegen. Neben Online-Praxis-Workshops zu unterschiedlichen Führungsthemen, soll auch ein Trainertalk ins Leben gerufen werden, in dessen Rahmen verdiente Trainer aus dem Spitzensport und dem Nachwuchsleistungssport regelmäßig die Gelegenheit bekommen, lebensecht und praxisnah aus ihrer Arbeit als Trainer und Ausbilder zu erzählen. Das Modell der Trainer-Patenschaften wollen wir auch in Zukunft weiterführen, wenngleich sich dazu zunächst die epidemische Lage entspannen muss, wie für viele andere Präsenzveranstaltungen, die mit persönlichem Kontakt und Reisetätigkeiten zu tun haben, auch. Für das zweite Halbjahr ist außerdem für die Disziplin Fahren und bei Bedarf auch für die Disziplin Vielseitigkeit die Möglichkeit gegeben, einen verkürzten Trainer C/B/A Lehrgang für aktuelle und/oder ehemalige Kadermitglieder und/oder Championatsteilnehmer durchzuführen. Und mit dem sogenannten „Trainer Nachwuchsleistungssport“ soll eine neue Fortbildung 2021 erstmals durchgeführt werden, die im Hinblick auf die gesamte DOSB-Systematik wichtig und auch für uns sportartspezifisch hoch interessant ist. Dabei werden in einer speziell konzipierten Fortbildungsmaßnahme über mehrere Tage die Teilnehmer mit für den Nachwuchsleistungssport besonders relevanten Themenfeldern zusätzlich geschult, so dass die Herausforderungen einer Trainer-Tätigkeit im Nachwuchsleistungssport noch besser bewältigt werden können. Es verspricht also trotz aller Widrigkeiten, die mit der Pandemie zusammenhängen, doch für die Fortbildung unserer Top-Trainer ein gutes Jahr zu werden.“

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