Bernhard Fliegl beim Bundestrainertag zu Gast bei Sarah Naumann

Soltau. „Das war wirklich eine Superchance. Allein was der Bundestrainer Bernhard Fliegl streckentechnisch damit auf sich genommen hat“, schwärmte Sarah Naumann am Ende einer anstrengenden, aber eben auch besonderen Trainingseinheit. Die 29-Jährige hatte mit ihrem Bewerbungsvideo für den ersten Bundestrainertag die Jury der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport überzeugt. Besuch bekam sie nun Anfang November in Soltau von Bernhard Fliegl, dem Bundestrainer der Paradressur-Reiter. Damit erfüllte sich ein großer Wunsch der Studentin. Denn tatsächlich hatte sie sich explizit auf ein Training bei Fliegl beworben. Warum? Nun, das Thema Parasport beschäftigt die 29-Jährige seit etwa einem Jahr selbst.

Ein Rückblick. Im September 2018 ging es für Naumann für drei Wochen ins Allgäu. Dort wollte sie ihren Gleitschirmführerschein machen. Bei einem Testflug passierte es dann jedoch: Naumann legte eine Bruchlandung hin, zertrümmerte sich dabei unter anderem den Lendenwirbel. „Meine ersten Gedanken waren damals ‚Rücken tut weh, die Beine sind weg‘“, erinnerte sich die 29-Jährige. Nach einem Krankenhausaufenthalt ging es für sie in die Reha. Seitdem hat Naumann zwar viele gesundheitliche Fortschritte gemacht, ein Handicap ist bislang trotzdem geblieben. So hat die 29-Jährige etwa Probleme in der Wadenmuskulatur und eine sogenannten Reithosenanästhesie. Was das genau ist? In der Medizin beschreibt dieser Begriff die verminderte Sensibilität oder ein Taubheitsgefühl im typischen Bereichsbeschlag einer Reiterhose. „Als ich das erste Mal wieder im Sattel saß, hat sich das wie auf einem Sofakissen angefühlt. Jetzt ist es so, als hätte ich in der Hosentasche ein Handy“, berichtete Naumann.

Um zu erfahren, wie sie mit diesen Einschränkungen reiten und auch ihre Stute Romanze fordern kann, bewarb sie sich für ein Training bei Bernhard Fliegl. Und die Einheit beim Para-Bundestrainer enttäuschte die 29-Jährige keineswegs. Ganz im Gegenteil. Sie war im Anschluss begeistert. „Ich bin richtig geplättet und muss das alles erst mal sortieren“, sagte Naumann freudestrahlend. Weit länger als die geplante Stunde trainierte sie vor einigen Zuschauern mit Fliegl. Der Bundestrainer beobachtete, analysierte und lobte. „Sarah ist eine junge Reiterin, die eine tolle Hand hat. So ein Feingefühl haben nicht alle Reiter. Wenn sie sich irgendwann mal ein Nachwuchspferd holen sollte, dann ist da durchaus im Leistungssport etwas möglich“, schwärmte Fliegl.

Neben Tipps zum Reiten gab er Naumann auch Tipps zu möglichen Hilfsmitteln. Tatsächlich hatte er sogar eins davon mit. Zum Ende der Einheit überreichte er als Geschenk spezielle Metallbügel, die Naumann sogleich testete. „Damit muss ich mich nicht mehr so sehr auf meine Fußhaltung fokussieren. Die Aufmerksamkeit und Kraft kann ich für anderes nutzen“, zog die 29-Jährige ein erstes Fazit. Sie werde die neuen Bügel nun weiter ausprobieren und sich dann nochmals bei Fliegl melden.

Übrigens: Der Equipe-Coach stand nicht nur Naumann, sondern auch den Zuschauern fleißig Rede und Antwort. Überhaupt hatte der Coach sichtlich Freude an dem ersten Bundestrainertag und dem regen Austausch. „Das hat wirklich viel Spaß gemacht. Es gibt ja auch einen tiefgreifenden Sinn dahinter. Denn es ist wichtig, den Sport weiter in die Öffentlichkeit zu tragen“, betonte Fliegl, der in Zukunft auf mehr Sponsoren im Parasport hofft. Mit seiner Art und seinen Worten hat er Naumann jedenfalls nachhaltig beeindruckt. Verändert sich ihr Gesundheitszustand nicht mehr, könnte sie sich sogar eine Zukunft im Paraleistungssport vorstellen – sofern sie sich irgendwann mal ein junges Nachwuchspferd anschaffen sollte. Ein wenig „angefixt“ fühle sie nach dem Bundestrainertag nun allemal.

Eindrücke von Bernhard Fliegl und Sarah Naumann

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